Oldenburg, 22.04.2021. "Keine Kontrolle durch räumliche Nähe, kein 'management by walking' oder keine direkte Ansprachemöglichkeit von Mitarbeitern sind nur einige der Herausforderungen, vor denen Führungskräfte in der heutigen digitalen Arbeitswelt stehen", betonte Dr. Andreas Blomenkamp, Wirtschaftsmediator und Führungskräfte-Coach, im Rahmen der virtuellen Informationsveranstaltung "AGV digital" an diesem Donnerstag. In seinem Vortrag "Führen auf Distanz" stellte er zusammen mit Rechtsanwältin Verena Albrecht, Assessorin und Wirtschaftsmediatorin (BMWA) beim Arbeitgeberverband Oldenburg e.V., neben den Herausforderungen die Risiken, Chancen und Tools für eine erfolgreiche Führung auf Distanz vor. An der Veranstaltung nahmen 50 Vertreter aus den AGV-Mitgliedsunternehmen teil.
Gerade in Krisenzeiten hat Führung einen großen Einfluss auf den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens. Denn das Ziel von Führung ist, das Verhalten von Beschäftigten im Sinne der Organisationsziele zu steuern, und diese Steuerung wird momentan zu einer neuen Herausforderung. Immer mehr Beschäftigte arbeiten aufgrund der Corona-Pandemie im Homeoffice. Die Anforderungen an Führungskräfte von heute werden dadurch deutlich komplexer.
"Viele Führungskräfte sehen nur die Risiken, die durch Distanz entstehen", so Dr. Blomenkamp. So fehlte in der Tat die Ruckkopplung von den Mitarbeitern. Arbeitszeiten, Arbeitsmenge und Arbeitsergebnisse gerieten aus dem Blick und im schlimmsten Fall drohten Verlust von Identifikation und Loyalität. Ein bisschen sei es in der Tat so wie "von der 'Familie' zur 'Fernbeziehung'", zog der Führungskräfte-Coach den Vergleich. Das Geheimnis sei, die Balance zwischen Kontrolle und Vertrauen zu finden.
Aber man müsse auch die Chancen sehen. Die heutige digitale Arbeitswelt böte eine Vielfalt an Arbeitszeitmodellen und führe zu mehr Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -kapazitäten. Sie steigere die Attraktivität von Arbeitgebern und fördere den Work-Life-Balance, sowohl von Mitarbeitern als auch von Führungskräften. Nicht zuletzt entstünden neue Führungstools.
In diesem Zusammenhang appellierte Dr. Blomenkamp an die Teilnehmer, Führungsinstrumente gezielt zu aktivieren und zu trainieren. Was kunktioniert besser? Was kann ich digital anwenden? Was muss ich anders anfassen? Dabei betonte er: "Als Oberbegriff der Führungsinstrumente sehe ich die Kommunikation." Diese müsse auch bewusster gestaltet werden, sie müsse aktiv, geplant, gezielt und verlässlich sei.
Nach dem Vortrag konnten weitergehende Fragen zum Thema im Rahmen eines Erfahrungsaustausches im Teilnehmerkreis erörtert werden. Dabei wurden auch arbeitsrechtliche und datenschutzrechtliche Aspekte gestreift.