Arbeitgeberverband Oldenburg (AGV) begrüßt Corona-Lockerungen und fordert Konjunkturprogramm. Im Nordwesten kommt es zu teils massiven Rückgängen von Beschäftigung, Einkommen und Nachfrage.
Oldenburg, 07.05.2020. Nach fast zwei Monaten "Corona-Lockdown" zeigte sich AGV-Vorsitzender Jörg Waskönig in einer Videopressekonferenz am heutigen Donnerstag froh über die in dieser Woche beschlossenen Lockerungen.
Konsequent und zügig müsse nun die Rückkehr zum öffentlichen und wirtschaftlichen Leben angegangen werden. "Gegen die Corona-Pandemie hilft eben kein Abwarten, sondern nur beherztes Anpacken und die Stärkung des eigenverantwortlichen Handelns der Menschen. Das Ende des 'Lockdowns' war zwingend erforderlich, wenn Wirtschaft und Gesellschaft nicht vollends in den Abgrund gerissen werden sollten", so Jörg Waskönig.
Dieser Weg müsse konsequent weiterverfolgt werden. Ein Auf und Ab von Lockerungen und erneuten Beschränkungen dürfe es nicht geben. Vor allem die gesicherte und verlässliche Kinderbetreuung sei für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wesentliche Voraussetzung der Beschäftigung. "Homeoffice kann vieles, aber nicht alles auffangen. Deshalb müssen Kitas, Kindergärten und Schulen zügig wieder geöffnet werden", forderte Jörg Waskönig.
Hier im Nordwesten ist es zu teils massiven Rückgängen von Beschäftigung, Einkommen und Nachfrage gekommen. Und diese Verwerfungen werden sicherlich auch nach Abklingen der Infektionswelle noch länger fortbestehen.
Dr. Norbert Hemken, Geschäftsführer der Kurbetriebsgesellschaft Bad Zwi-schenahn mbH, berichtete, dass in Bad Zwischenahn der Gastronomie- und Tourismusbranche bereits jetzt 40 Millionen Euro Umsatz verloren gegangen sei. In den Reha-Kliniken mussten Betten vorgehalten werden, die nicht genutzt werden konnten.
Der Tourismus sei eine Leitbranche der Region, so Dr. Hemken, und die müs-se vom Land mit Zuschüssen gestützt werden.
Dr. Christian Friege, Vorstandsvorsitzender der CEWE Stiftung & Co. KGaA, berichtete, dass Fotoprodukte von der Krise noch nicht betroffen seien, aller-dings das Druckgeschäft stark gelitten habe.
Jürgen Lehmann, Hauptgeschäftsführer des AGV, berichtete über weitere Branchen wie Metall, Textil, Chemie und Bauwirtschaft. Auch in diesen Bran-chen kam oder kommt es noch zu teils großen Umsatzeinbrüchen. Allein im Bezirk der Arbeitsagentur Oldenburg-Wilhelmshaven hätten, so Lehmann, bis Ende April mehr als 6.000 Betriebe mit rund 83.000 Beschäftigten Kurzarbeit angemeldet.
"Diese Pandemie zeigt uns allen doch sehr deutlich, wie verwundbar unsere global vernetzte Weltwirtschaft ist. Und wie sehr die globalisierten Verflechtungen auch in unsere Region hinein von Bedeutung sind", erläuterte AGV-Vorsitzender Jörg Waskönig. Corona zeige aber auch, wie wichtig internationale Kooperation sei. Diese Krise dürfe kein Argument für Protektionismus und Nati-onalismus sein. Der freie Welthandel sei auch weiterhin ein hohes Gut und die Voraussetzung für eine umfassende wirtschaftliche Erholung.
"Zur Bewältigung dieser Krise brauchen wir ein wohl durchdachtes Konjunktur-programm, aber keine Geldgeschenke aus der Gießkanne", so Waskönig weiter.
Ein Konjunkturprogramm im Rahmen eines "green deals" müsse einerseits die Wirtschaft schnell wieder anschieben, andererseits mit einem Fokus auf Infrastruktur, Digitalisierung und Umweltschutz den in der Krise offengelegten Mankos der deutschen Volkswirtschaft entgegensteuern. "Es muss den dringenden Strukturwandel unterstützen", so Waskönig. Eine Analyse der Corona-Krise müsse in Hinblick auf das Gesundheitssystem aber auch auf sonstige Abhängigkeiten innerhalb der Lieferketten erfolgen. Betriebe im Einzelnen aber auch gesamte Volkswirtschaften müssten aus diesen Lehren heraus resilienter ausgerichtet werden. "Wir müssen diese Krise als Chance nutzen", so Waskönig.