AGV-Vorsitzender Waskönig sieht "Projekt Europa" in Gefahr
veröffentlicht am Dienstag, 07. Mai 2019
Oldenburg, 07.05.2019. Die Mitgliederversammlung des Arbeitgeberverband Oldenburg e.V. (AGV) wählte am gestrigen Montag in einer Ersatzwahl drei neue Vorstände: Axel Bartsch, Vorstandsvorsitzender der Oldenburgische Landesbank AG, Oldenburg, Dr. Christian Friege, Vorstandsvorsitzender der CEWE Stiftung & Co. KGaA, Oldenburg, und Marion Rövekamp, Vorständin Personal und Recht der EWE AG, Oldenburg.
In seinem aktuellen Bericht an die Mitgliederversammlung erklärte der Vorsitzende des Vorstandes des AGV, Jörg Waskönig, dass der Nordwesten eine Wachstumsregion sei. In den vergangenen zwei Jahrzehnten habe der Nordwesten enorm an Fahrt aufgenommen. Weiter sagte er: „Unsere Perspektiven sind gut. Wenn wir uns auf unsere Stärken konzentrieren: Das ist unser Branchenmix mit einer starken Stellung der Ernährungswirtschaft mit ihren vor- und nachgelagerten Bereichen. Aber auch Energie- und Gesundheitswirtschaft, Hafenwirtschaft, Logistik und andere Branchen behaupten sich als leistungsfähige Wirtschaftsbereiche. Und schließlich sind es das Engagement und die Innovationskraft der überwiegend mittelständisch geprägten Unternehmen unserer Region.“
Als „wichtige Institution“ bezeichnete Waskönig die „Universitätsmedizin Oldenburg“ mit der European Medical School (EMS). Die EMS sei ein wesentlicher Standortfaktor für die positive gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung des Nordwestens. „Und in diese European Medical School hat die Wirtschaft viel Geld investiert“, so der AGV-Vorsitzende.
Ein weiteres zukunftsweisendes Projekt für den Nordwesten sei der geplante IT-Campus in Oldenburg. „Der IT-Campus kann für den Nordwesten, für ganz Niedersachsen und selbst bundesweit ein Leuchtturmprojekt für ein umfassendes Kompetenznetzwerk Digitalisierung sein“, erklärte Jörg Waskönig.
Jörg Waskönig erinnerte an die Europawahl am 26. Mai: „Das ist in meinen Augen nicht irgendeine Wahl von vielen, sondern mit Abstand die wichtigste seit langem. Ich sage das deshalb so eindringlich, weil die reale Gefahr besteht, dass die populistischen Europagegner stark werden und so das europäische Projekt insgesamt in Gefahr gerät“.
Daran könne niemand ein Interesse haben, so Jörg Waskönig, denn „in der EU genießen wir seit über sieben Jahrzehnten ununterbrochen Frieden und Frei-heit. Unser Wohlstand und unsere Arbeitsplätze hängen von einem handlungsfähigen Europa ab.“
AGV-Hauptgeschäftsführer Jürgen Lehmann erläuterte in seinem Jahresbericht, dass der AGV Oldenburg als größter Arbeitgeberverband im Nordwesten auf gutem Kurs sei und die Mitgliederzahl beständig wachse. Das konjunkturelle Umfeld sei momentan für viele Mitgliedsunternehmen branchenabhängig gut. „Zu optimistisch sollten wir allerdings nicht sein, denn die Stimmung in den Unternehmen ist doch leicht abgekühlt. Die Konjunkturrisiken haben deutlich zugenommen“, mahnte Jürgen Lehmann.
In der anschließenden Vortragsveranstaltung „Wirtschaft und Politik“ war der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Ingo Kramer, zu Gast. Auch er verwies auf die große Bedeutung der Europa-wahl und auf die Gefahr eines Erstarkens des Populismus. „Europa braucht den freien Handel, keine Handelsbeschränkungen. Der freie Handel ist Garant für Wohlstand und Frieden in Europa“, so der BDA-Präsident. Für Deutschland wünschte sich Kramer eine stärkere Gründerkultur: „Das sind die Unternehmer von Morgen mit innovativen Ideen, die wir dringend brauchen“. Zudem forderte er die Politik auf, mehr in Bildung zu investieren, gerade auch im Bereich der Berufsschulen. Kramer: „Da liegt unsere Zukunft und wir laufen Gefahr, sie zu verspielen.“